Systemische Familien– und Jugendhilfe Marco Galante und Team

AFT - Aufsuchende Familienbegleitung und -therapie

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Was bedeutet „AFT“?

„AFT“ steht für Aufsuchende Familienbegleitung und -therapie. Das heißt, wir kommen im Auftrag des Jugendamtes in der Regel als gemischtgeschlechtliches Therapeutenteam zu Ihnen nach Hause, um gemeinsam mit Ihnen an Ihren Themen zu arbeiten.

Die Themen, die Sie in unseren ersten Treffen benennen, wandeln wir gemeinsam um in IHRE Ziele, die Sie mit unserer Hilfe - für ein entspannteres Leben miteinander - erreichen wollen.

Diese Ziele werden so konkret wie möglich formuliert. In regelmäßigen Abständen (in der Regel nach erstmalig ca. 8 Wochen, danach in halbjährlichen Abständen) wird mit dem Jugendamt - als Finanzierer dieser Maßnahme - ein Bilanzierungsgespräch mit allen Beteiligten geführt, um zu prüfen, ob im Rahmen der AFT die eingangs formulierten Ziele nach und nach erreicht werden.

Wann ist eine AFT ratsam?

Jede Familie hat ihre eigene Geschichte. Über die Zeit können sich Beziehungen und   Verhaltensweisen in eine Richtung entwickeln, die das Familienleben erschweren oder sogar unerträglich machen. Oft entwickeln einzelne Mitglieder einer Familie „auffällige“ Verhaltensweisen, die wir uns nicht erklären können. Mithilfe einer AFT können wir mit Ihnen gemeinsam nach Erklärungen suchen und Lösungen finden. Das gelingt uns mit Hilfe unterschiedlicher Methoden, Blickwinkel und im gemeinsamen therapeutischen Prozess.

Wenn man es schafft, seinen Blick und sein Verständnis wieder zu erweitern (durch Einbeziehung von Familiengeschichten sowie durch Berücksichtigung äußerer Einflüsse) können störende Verhaltensweisen neu eingeordnet und erklärt werden.

Es wird dann deutlich, dass „auffälliges“ Verhalten vor dem Hintergrund, vor dem es erscheint, einen Sinn ergibt. Die Absicht und ein Nutzen des oft unerwünschten Verhaltens werden sichtbar. Über die neu erworbene Klarheit rücken Lösungen in greifbare Nähe, weil nun deutlich ist, worum es der auffälligen Person in der Familie  beispielsweise wirklich geht.

Wir können die Absicht der Person/des Familienmitglieds wertschätzen und gleichzeitig dem/r Symptomträger*in neue und „passendere“ Verhaltensweisen zur Verfügung stellen.

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Welche Rolle spielt das Jugendamt im Rahmen der AFT?

Über das Jugendamt wird die Hilfe initiiert und finanziert. Die meisten Familien wenden sich in ihrer Not und mit ihrem Hilfegesuch direkt ans Jugendamt. In manchen Fällen kommt der Kontakt auch durch Vermittlung Dritter zustande, wie z. B. über die Schule, aus der Nachbarschaft oder dem Verwandtenkreis.

So bringt das Jugendamt Sie als Hilfesuchende/n und uns als Hilfeanbieter zusammen, wenn es prognostiziert, dass die AFT die sinnvollste Hilfeform in Ihrem Hilfegesuch darstellt.

In den  Begleitungs- und Therapieprozess selbst ist das Jugendamt nicht involviert. Wir als Anbieter von Jugendhilfemaßnahmen unterliegen in der Zusammenarbeit mit Ihnen der Schweigepflicht.  Über die gemeinsame Arbeit werden wir einen Prozessbericht formulieren, der immer mit Ihnen vorab besprochen wird. In diesem Bericht wird auf die vereinbarten Zielformulierungen eingegangen und die positiven Veränderungen sowie die weiteren Lernthemen oder Hindernisse beschrieben.

Es gibt nur eine Ausnahme in allen laufenden Hilfeprozessen, bei dem das Jugendamt informiert werden muss, und zwar dann, wenn es im Arbeitsprozess gewichtige Anhaltspunkte einer Kindeswohlgefährdung (vgl. https://www.kinderschutz-in-nrw.de/) gibt, die nicht abgewendet werden kann. Dann sind wir verpflichtet, diese im Rahmen einer Gefährdungseinschätzung zu überprüfen. Darüber werden Sie immer informiert.

Faktisch kommt das in den meisten Prozessen selten vor. Und auch dann werden die Sachverhalte geklärt und neu angepasst. Die Hilfe wird in der Regel nach dieser Klärungsphase weiter fortgesetzt.

Wann ist die AFT die Hilfeform der Wahl?

Wenn das Jugendamt unserem Arbeitsansatz folgt und der Meinung ist, das „Problem“ hat seine Wurzeln in der Familie und kann auch nur dort eine Lösung erfahren oder die Familie soll gemeinsam etwas Neues (Hilfreiches) dazu lernen, damit es allen in der Familie wieder besser geht, wird die AFT angefragt. Optimale Ergebnisse können erzielt werden, wenn die Familie selbst an einer Lösung interessiert ist und die Motivation zur Mitarbeit gegeben ist.

Manchmal kommt es vor, dass Familien skeptisch sind, was den Erfolg des Hilfeansatzes angeht. Doch wenn sie bereit sind, sich doch einzulassen und mitzugehen (auch unter Vorbehalt), kann es zu sogar schnellen Erfolgen führen und die Teilnehmenden angesichts der Wirkweise verblüffen.

In der AFT wird der Schwerpunkt auf ein konstruktives Miteinander gelegt. Dabei bleiben Sie in der Verantwortung für die Veränderungsschritte.

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Warum kommen wir in der Regel als gemischtgeschlechtliches Therapeutenteam?

Alle Mitarbeiter*innen von marktvierzwei haben eine Zusatzausbildung neben ihren unterschiedlichen (sozialen) Grundberufen in Systemischer Beratung oder Therapie.

In dieser gemeinsamen theoretischen Ausrichtung liegt die Begründung für das fachliche Tandem, das gleichzeitig die Qualität unserer Arbeit absichert:

  1. Vier Augen sehen mehr als zwei – während ein/e Therapeut*in nah am Geschehen ist und eng im Kontakt zur Familie, kann die/der Andere - aus einer Beobachterperspektive heraus - Informationen „aus dem Off“ aufnehmen, die relevant sind, und der gesprächsleitenden Fachkraft ggf. aufgrund Ihrer Nähe zur Familie unter Umständen gar nicht auffallen.
  2. Durch immer stattfindende Gesprächsvor- und nachbereitungen wahren wir die grundlegende Neutralität und Allparteilichkeit, die für den gelingenden Prozess wichtige Haltungen unseres Arbeitsansatzes widerspiegeln.
  3. Als Tandem kann man sich flexibler auf Dynamiken im Therapieprozess einstellen: In krisenhaften Episoden laufender Prozesse kann das Team diesen Anlässen gerechter werden. So ist es beispielsweise denkbar, dass ein/e Mitarbeiter*in sich einem Elternteil zuwendet und die andere Fachkraft dem anderen. Oder die Aufteilung Eltern- vs. Kind(er)ebene erweist sich ggf. als ratsam. Eine solche Aufteilung kann sich auf eine Sitzung beschränken oder sich über mehrere Termine erstrecken.
  4. Gemischtgeschlechtliche Teams haben sich bewährt in der Wahrnehmung rollen- und geschlechtsspezifischer Themen und Dynamiken in Arbeitsprozessen.

Wie läuft die AFT ab?

Die Themen, die sich im Rahmen einer Auftragsklärung für die gemeinsame Zusammenarbeit herauskristallisieren, werden in einer Zielvereinbarung dokumentiert und dienen als Leitlinie des gemeinsamen Begleitungs- und Therapieprozesses. Darüber wird ein Erfolg der gemeinsamen Arbeit messbar und der Hilfeverlauf steuert in diese Richtung.

In regelmäßigen zeitlichen Abständen wird durch das Jugendamt geprüft, inwieweit die therapeutische Hilfe dem formulierten Ziel näher gekommen ist und / oder ob eventuell noch weitere Themen hinzugekommen sind.

Die Aufsuchende Familienbegleitung und -therapie endet, wenn die Zielerreichung in vollem Umfang gelungen ist.

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Wann kann ich eine Lösung erwarten?

Eine genaue Dauer einer Hilfestellung hängt von vielen Faktoren ab.  In diesem Zeitraum haben wir mit Ihnen mit großer Wahrscheinlichkeit Lösungen erarbeitet, die spürbar und vor allen Dingen nachhaltig sind. Dies stellen wir sicher, in dem wir zu Anfang kleinschrittige Ziele besprechen und bearbeiten. Je weiter wir im Prozess vorangeschritten sind, desto größer werden auch die Abstände von Zielvereinbarungen. Zu Anfang unserer gemeinsamen Zeit werden wir uns  in wöchentlichem Rhythmus treffen, später dann vielleicht einmal in 2 Wochen. Die Frequenz unserer Termine findet immer in Absprache mit Ihnen statt. Unserer Erfahrung nach benötigt Veränderung und die Stabilisierung der Veränderungen Zeit.

Das Erreichen von Zielen oder Finden von Lösungen hängt von vielen Faktoren ab, wie z.B. der Qualität unserer Arbeitsbeziehung, einer konkreten Zielformulierung oder der Motivation, etwas verändern zu wollen. Unserer Erfahrung nach treten erste Erfolge innerhalb der ersten 8-12 Wochen auf. Sie merken dann vielleicht, dass Sie eine erste Erleichterung spüren, weil Sie in Ihrer Situation wieder Orientierung finden und Sie sich handlungsfähiger erleben als noch zu Beginn der Hilfe.

Was sind typische Themen und Fragestellungen in der AFT?

Im Grunde lässt sich jede Verhaltensauffälligkeit, zwischenmenschliche Probleme oder Eskalationen, die Not in einer Familie anzeigen, als Anlass für eine AFT betrachten. Einige Beispiele für Fragestellungen könnten wie folgt lauten:

  • Wieso streiten meine Kinder so massiv miteinander und wie kann ich Handgreiflichkeiten zwischen ihnen effektiv unterbinden, ohne selbst zu eskalieren?
  • Mein Sohn Thomas (9 J.) zieht sich immer mehr zurück und spricht fast überhaupt nicht mehr. Ich habe Angst, den Zugang zu ihm zu verlieren und wünsche mir, dass sich unsere Beziehung wieder verbessert.
  • Frau K. fühlt sich ohnmächtig und will verhindern, dass ihre Tochter sich selbst verletzt. Was kann sie tun?
  • Ein Vater wendet sich völlig ausgelaugt und entkräftet ans Jugendamt und bringt unter Tränen zum Ausdruck „ich kann nicht mehr – ich bin mit der Erziehung meiner beiden Kinder völlig überfordert“.
  • Frau und Herr S. sind völlig hilflos und panisch – ihr einziger Sohn (12 J.) hat versucht, sich das Leben zu nehmen und liegt – wieder auf dem Wege der Besserung – auf der Intensivstation des Krankenhauses. Sie wollen die Verzweiflung ihres Sohnes verstehen und erreichen, dass das nie mehr vorkommt.
  • Miriam (8J): Meine Mutter ist Schuld an der Trennung von meinem Vater – ich will nicht mehr bei ihr wohnen.
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